Liebe Forenteilnehmer,
Ich weiss nicht, ob dieses Forum der richtige Ort zum Meinungs- oder besser: Informationsaustausch ist, denn ich bin nur interessehalber darüber "gestolpert", als ich nach einem Rezept gesucht habe. Dann schaute ich mir auch die Foren an, fand einige interessant, andere eher rüde im Ton, doch die offenbar sehr bunte Mischung von Lesern briungt mich auf die Idee, hier nach neuen, zusätzlichen Perspektiven zu suchen. Ich wünsche mir die Möglichkeit, mich hier unbelastet über ein Problem auszusprechen und vielleicht ein paar Anregungen eurerseits zu bekommen.
MEine Situation ist im Betreff schon verkürzend, aber auch übertreibend dargestellt. Ich bin Hochschulabsolventin, 30 geworden, besitze zwei Studienabschlüsse mit sehr guten NOten und eine staatlich zertifizierte Weiterbildung, dazu diverse berufsbildende Praktika und die obligaten Internet- und Fremdsprachgenkenntnisse. Nach 200 Bewerbungen habe ich eingesehen, dass ich keine Festanstellung bekomme. Es folgten Gespräche mit dem Hochschulteam beim Arbeitsamt, Beratungen zu Anschreiben und Bewerbertrainings, Lektüre diverser Karriereplaner und noch mehr Initiativbewerbungen, zudem in einem grösseren regionalen Rahmen. Ergebnis: null. Monate vergingen, in denen ich weder Arbeit fand, noch mich weiterqualifizieren konnte, noch GEld verdiente, noch Geld vom Staat bekam. Zu letzterem muss ich ergänzen, dass mir rein rechtlich ALG II zugestanden habe, ich es aber nicht beantragen wollte, weil ich es als Zugeständnis an die Situation und Zersetzungspunkt meiner Vita angesehen hätte. Die Gefahr, mit einem solchen "Makel" behaftet jemals wieder akademische Anstellungen zu finden, wäre existenzbedrohend hoch gewesen. Unterdessen stapelte ich meine Ansprüche immer tiefer und bot Unternehmen sogar an, als vollausgebildeter Akademiker in Teilzeit oder sogar ehrenamtlich zu arbeiten, nur um den KOntakt zu meinem (im übrigen von mir sehr geliebten) Beruf zu halten. Das Ergebnis war, dass man mir in so manchem Unternehmen rüde mitteilte, man bräuchte überhaupt keine neuen Mitarbeiter, nicht einmal gratis. Unterlagen kamen gar nicht zurück oder man schickte mir meine Einser-Zeugnisse gelocht retour. Die Arbeitsvermittlung wusste nicht weiter; Eintragungen in Akademiker-Jobportalen war ohne Resonanz. Als nichts mehr fruchtete, musste ich mich notgedrungen selbständig machen - ein riskanter Schritt, den ich bislang immer vermeiden wollte. Die Selbständigkeit ist allerdings so illukrativ, dass ich kaum meine Fixkosten decken kann. Ich bin wirtschaftlich in einer so desolaten Situation, wie ich sie niemandem wünschen würde. Noch schlimmer ist die psychologische Misere: weshalb darf ein Mensch wie ich mit meiner Qualifikation nicht mehr für die Gesellschaft tun? MIr tut es unendlich leid um all die verlorene ZEit, die ich nicht nutzbar machen kann.