Anrede im Büro - "du".oder "Sie"
Ich arbeite seit ein paar Jahren in einer größeren Abteilung, in der ich vom Alter her schön in der Mitte bin. Anfangs hat mir ewig niemand das "Du" angeboten, womit ich aber umgehen konnte, denn ich hatte immer in förmlicher Umgebung gearbeitet. Allerdings duzen sich die meisten untereinander. Die meisten Kollegen kennen sich noch viel länger als ich sie kenne, und Neuen gegenüber sind sie kompliziert. Da wird nicht jeder gleich reingelassen.
Nach 3 Jahren war ich vielleicht mit 10% per "du" - heute, nach 5 Jahren, mit maximal der Hälfte der Kollegen.
Mit dem Zustand hatte ich mich ganz gut arrangiert. In Ausnahmefällen hatte ich auch mal das du angeboten, aber da ich eine der neusten war und immer noch zu den neueren gehöre (manche arbeiten seit 20 Jahren zusammen), sah ich es jetzt nicht als mein Job an, jedem das "du" anzubieten.
Nun sprach mich unser Trainee an. Er ist halb so alt wie ich (wir duzen uns), hochbegabt (spricht zudem 5 Sprachen fließend....hat in 3 verschiedenen Ländern gearbeitet) und meinte, dass er so viel Förmlichkeit nicht gewohnt ist und es blöd findet, wenn man sich siezt und sich jeden Tag im Büro sieht. Mit ihm siezen sich auch noch viele, und er würde das gerne ändern und hat überlegt, ob er seinem Gruppenleiter (mit dem er sich gut versteht) vorschlägt, dass dieser in der nächsten Gruppenbesprechung einfach sagt "wir duzen uns alle".
Er fragte mich, was ich von der Idee halte, und ich war mir nicht sicher, sagte aber "ja, mach mal". Nun überlege ich aber, lob ich ihm eher hätte abraten sollen. So ein von oben angeordnetes DU ist auch nicht der Bringer, und da die meisten sich sowieso duzen, wird es nicht schwer sein, darauf zu kommen, wer die Idee hatte.
Wie ist das bei euch geregelt?
Und was haltet ihr von einem von oben angeordneten DU?
Teilweise kommt es auch auf die Branche an. Hier: konservativ.
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Ich bevorzuge ebenfalls das Sie
mit wem ich mich duze such ich mir selber aus. Außerdem kann man mit den Leuten auch gut auskommen wenn man sich siezt. Und last but not least du A...loch sagt sich immer noch schneller als sie A...loch.
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@gesendet am 26/05/13 um 09:40
Danke für die Rückmeldung. Ich werde dem Kollegen dann am Montag sagen, dass ich die Idee doch nicht so gut finde. Zum Glück ist er Langschläfer, so dass ich auf jeden Fall vor ihm im Büro bin.
Ich habe auch schon Leuten das Du angeboten im Büro, aber ich habe mal in einem Benimmbuch gelesen, dass es im Büro nach der Hierarchie geht --> d.h. der 30-jährige Ingenieur muss der 42-jährigen Sekretärin das Du anbieten.
Ich kann mit dem jetzigen Zustand gut leben, zumal es auch ein paar Kollegen gibt, mit denen ich mich nicht unbedingt duzen will.
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Ich bevorzuge ebenfalls das Sie
mit wem ich mich duze such ich mir selber aus. Außerdem kann man mit den Leuten auch gut auskommen wenn man sich siezt. Und last but not least du A...loch sagt sich immer noch schneller als sie A...loch.
@gesendet am 26/05/13 um 09:09
Das stimmt. Insbesondere das mit dem A.
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Kannst du deine Antwort nicht finden?
Mein Kollege
Mein Kollege wollte nicht hören, dass es eventuell keine so gute Idee ist, das Du von oben aufdiktieren zu lassen. Er findet es cool (25 J. alt ) und findet, dass die Deutschen da viel zu förmlich sind.
Ich habe dann nichts mehr gesagt, denn er ist alt genug, und ich bin nicht seine Mutter.
Nächsten Dienstag kommt sein Chef aus dem Urlaub zurück. Bin gespannt, wie sich das entwickelt.
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Kommt drauf an...
Hallo Tanja,
zur Beurteilung würde mich mal interessieren, was "konservativ" heißt. Bank, alteingesessene Arztpraxis, Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung,...?
Meine persönliche Erfahrung:
Ich hatt mal im Callcenter gearbeitet, da waren alle per Du.
An einer Tankstelle duzten sich alle Kollegen (viele auf 400 Basis, aber auf Vollzeitkräfte). Die Chefs wurden gesiezt.
Im Gasthaus waren alle per Du.
Mein erster Vollzeit-Betrieb war eine Unternehmensberatung mit mehreren themenverwandten Tochterfirmen (Buchhaltung, Produktion, IT,...)
Dort war es üblich, dass sich alle Nicht-Führungskräfte geduzt haben. Als Führungskräfte galten die Berater.
Doch in vielen Fällen haben die Berater vor allem teamintern ihren eigenen Assistenten zügig das Du angeboten. Mit manchen Beratern anderer Teams blieb ich bis zuletzt per Sie.
Nun bin ich in der IT-Branche zu Hause.
Und da ist es einfach sehr üblich, dass vom CEO zum Praktikanten durch die Bank geduzt wird. Hier beschränkt sich meine Erfahrung auf ein kleines Unternehmen von ca. 30 Mitarbeitern. Doch auch im Partner-Netzwerk, wenn mal Mutti Microsoft zu einer Veranstaltung ruft, stellen sich mir sogar sämtliche Vorstände und hoche Führungskräfte mit per Du vor.
Du siehst, ich bin also generell eher Du-geprägt und das passt mir (weiblich, 24 Jahre alt) auch ganz gut.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch (oder ganz besonders?) per Du ein sehr respektvoller und professioneller Umgang miteinander möglich ist.
Jedoch habe ich auch noch nie in einem Unternehmen gearbeitet, wo alle durch die Bank schwarze Antüge mit hellblauen Hemdchen tragen und ein türkises Hemd schon als Fauxpas gilt
Deine Situation empfinde ich als schwierig und kann dich sehr gut verstehen. So nach dem Motto "Alle duzen sich - ist meine Siezerei fast schon Mobbing?"
Ich finde es überhaupt nicht bedenklich, dass du ihn darin bestärkt hast, das Thema anzusprechen. Sein Gruppenleiter ist schließlich dazu da, sich um seine Belange zu kümmern.
Und wenn dein Trainee das höflich und gut argumentiert rüberbringt, ohne auf ein "Ja, wir duzen uns" zu drängen, hat er nichts zu verlieren.
Ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass das eines der klassischen Themen ist, mit dem sich 100 Mann seit Jahren unwohl fühlen, doch keiner sich traut, es auf den Tisch zu bringen.
Dein Eingangs-Post ist ja schon eine Weile her. Wie ging die Geschichte denn aus?
lieben Gruß
Sabine
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Kommt drauf an...
Hallo Tanja,
zur Beurteilung würde mich mal interessieren, was "konservativ" heißt. Bank, alteingesessene Arztpraxis, Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung,...?
Meine persönliche Erfahrung:
Ich hatt mal im Callcenter gearbeitet, da waren alle per Du.
An einer Tankstelle duzten sich alle Kollegen (viele auf 400 Basis, aber auf Vollzeitkräfte). Die Chefs wurden gesiezt.
Im Gasthaus waren alle per Du.
Mein erster Vollzeit-Betrieb war eine Unternehmensberatung mit mehreren themenverwandten Tochterfirmen (Buchhaltung, Produktion, IT,...)
Dort war es üblich, dass sich alle Nicht-Führungskräfte geduzt haben. Als Führungskräfte galten die Berater.
Doch in vielen Fällen haben die Berater vor allem teamintern ihren eigenen Assistenten zügig das Du angeboten. Mit manchen Beratern anderer Teams blieb ich bis zuletzt per Sie.
Nun bin ich in der IT-Branche zu Hause.
Und da ist es einfach sehr üblich, dass vom CEO zum Praktikanten durch die Bank geduzt wird. Hier beschränkt sich meine Erfahrung auf ein kleines Unternehmen von ca. 30 Mitarbeitern. Doch auch im Partner-Netzwerk, wenn mal Mutti Microsoft zu einer Veranstaltung ruft, stellen sich mir sogar sämtliche Vorstände und hoche Führungskräfte mit per Du vor.
Du siehst, ich bin also generell eher Du-geprägt und das passt mir (weiblich, 24 Jahre alt) auch ganz gut.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch (oder ganz besonders?) per Du ein sehr respektvoller und professioneller Umgang miteinander möglich ist.
Jedoch habe ich auch noch nie in einem Unternehmen gearbeitet, wo alle durch die Bank schwarze Antüge mit hellblauen Hemdchen tragen und ein türkises Hemd schon als Fauxpas gilt
Deine Situation empfinde ich als schwierig und kann dich sehr gut verstehen. So nach dem Motto "Alle duzen sich - ist meine Siezerei fast schon Mobbing?"
Ich finde es überhaupt nicht bedenklich, dass du ihn darin bestärkt hast, das Thema anzusprechen. Sein Gruppenleiter ist schließlich dazu da, sich um seine Belange zu kümmern.
Und wenn dein Trainee das höflich und gut argumentiert rüberbringt, ohne auf ein "Ja, wir duzen uns" zu drängen, hat er nichts zu verlieren.
Ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass das eines der klassischen Themen ist, mit dem sich 100 Mann seit Jahren unwohl fühlen, doch keiner sich traut, es auf den Tisch zu bringen.
Dein Eingangs-Post ist ja schon eine Weile her. Wie ging die Geschichte denn aus?
lieben Gruß
Sabine
@gesendet am 31/08/13 um 11:34
Hallo Sabine, danke, dass du so ausführlich auf mein Posting eingegangen bist.
Ich arbeite in einer Branche, die man mit einer Unternehmensberatung vergleichen kann. Die Männer tragen alle grau, blau und schwarz. Wenn ich mir gelegentlich etwas von Gudrun Sjöden kaufe, bin ich der Paradiesvogel.
Ob den Trainee jetzt alle duzen, weiß ich gar nicht, denn ich habe nie mitgekriegt, dass ihn jemand siezt. Ich werde ihn mal fragen, wie das weiterging. Wir haben ein paar ältere und zurückhaltende Kollegen. Ich vermute, die haben sich nicht getraut, ihm das Du anzubieten.
Am Montag frage ich ihn.
Ja, genau, ich habe anfangs gedacht "Was habe ich an mir, dass mir keiner das Du anbietet?"
Inzwischen ist mir gedämmert, dass die 2 Gruppen in der Abteilung sehr eingefahren ist. Da wird höchstens Gruppenzugängen erklärt, wie es läuft (d.h. "wir duzen uns") aber noch nicht mal denen aus der Nachbargruppe. Und ich arbeite für den Chef, gehöre also zu keiner Gruppe.
Auch beim Mittagessen sind die Gewohnheiten sehr festgefahren. Obwohl wir mehr als eine Kantine haben, gehen fast alle um Punkt 11.30 Uhr immer in die selbe Kantine an den selben Tisch. Selbst wenn man um 10 Uhr noch Kuchen gespachtelt hat, weil jemand Geburtstag hatte.
Mich macht so eine Festgefahrenheit wahnsinnig (wobei ich, davon abgesehen, die meisten Kollegen wirklich mag. Ich möchte nicht, dass das jetzt zu negativ rüberkommt.)
Inzwischen gibt es sogar mehrere Kollegen, die mit mir zwischen 12 Uhr und 12.30 Uhr in die größte Kantine gehen (dort gibt es mehr Auswahl und gesünderes Essen...Fitnessmahlzeit....Geg rilltes....Salat), und die haben mir jetzt alle das Du angeboten.
Die haben mir gesagt, dass sie schon immer lieber später essen wollten aber nicht ausscheren wollten.
Derzeit läuft es also ganz gut. Ich duze mich mit fast allen, mit denen ich mich duzen will, und bei ein paar ist mir das Sie gerade recht.
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