Hallo zusammen,
ich bin momentan ziemlich verzweifelt, und würde mich über eure Meinungen und Ratschläge sehr freuen.
Ich habe vor einiger Zeit (Jahren) angefangen in einer technischen Redaktion zu arbeiten. Damals waren wir nur 2 Personen - DER Kollege und ich.
Zu meinen Aufgaben gehört, weil ich die Einzige mit einer sprachlichen Ausbildung bin, auch das Korrekturlesen der erstellten Dokumente. Außerdem soll ich darauf achten,
dass die Dokumente konsistent geschrieben sind (d.h. der Autor soll immer das gleiche Wort für das gleiche Ding benutzen und - beispielsweise - nicht einmal "Pasta", einmal "Nudeln" und einmal "Teigwaren" verwenden).
Das ist wichtig, weil unsere Dokumente in viele Sprachen übersetzt werden und ja auch eine sinnvolle Übersetzung entstehen soll.
Der erste Eindruck, den ich von dem Kollegen hatte, war wirklich gut. Freundlich, höflich, zuvorkommend und engagiert.
Das hat sich aber relativ schnell geändert. Spätestens nachdem er meine erste Korrektur in Empfang genommen hat.
Ich muss jetzt erwähnen, dass da keine schlimmen und auch nicht wirklich viele Fehler drin waren. Vielleicht 30 - und das ist ja in einem Dokument mit 300 Seiten nicht viel. Es war auch nichts wirklich Schlimmes, mal ein Komma, einen Punkt oder ein Wort vergessen,ein Buchstabendreher oder ein seltsam formulierter Satz (Zeugs, dass einfach passiert, wenn man Dokumente schreibt).
Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass er vollkommen ausrastet, laut wird und ALLES selbst fehlende Punkte und Kommas ausdiskutieren musste.
Und das läuft immer so. Hinweise auf offizielle Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsregeln ignoriert er einfach. Sein Argumente sind immer: "Aber ich finde...", "Wenn ich's google..." und "Aber mein Sprachgefühl...". Das geht dann aber leider auch immer pro Fehler gefühlte 1000 Mal hin und her. Ich lese die Regel vor und er sagt "Aber ich finde...".
Einmal hab ich ihm die entsprechende Regel gemailt mit Link zu Duden und zwei weiteren offiziellen Quellen. Nach ner Stunde sagt er "Ich hab alles durchgelesen, was du mir geschickt hast, aber ich find's anders schöner so und ich lass es wie ich es geschrieben habe."
Von da an ging's dann auch richtig los. Wenn ich was gefragt hab, hab ich falsche oder keine Informationen gegeben. Alles kontrolliert, was ich mache, versucht mich zusammenzufalten für Dokumente, die schon lange bevor ich im Haus war, erstellt worden sind. Dabei wird er immer laut und beleidigend. Leider aber immer auf so eine hinterfotzige Weise, dass man ihn da schwer festnageln kann. Vor ein paar Wochen hat ER einen anderen Kollegen so provoziert, dass der "du blöde Nuss" zu IHM gesagt hat, natürlich ist DER Kollege direkt zum Chef gerannt und der andere musste sich offiziell entschuldigen.
Ein anderes Mal hatten wir beide wieder eine der oben erwähnten "Aber, wenn ich's google"-Diskussionen kurz vor der Mittagspause. Er ging mit den anderen Kollegen (Großraumbüro mit inzwischen 10 Personen, aber andere Abteilungen) in die Kantine, ich eine Runde spazieren.
Nach der Mittagspause kommt DER Kollege zurück und fragt, ob wir uns unter vier Augen unterhalten können. Ich sag ja. Wir gehen raus und er erzählt mir dann, dass alle Kollegen finden, dass ich eine rechthaberische, fiese Zicke bin, mich überall einmische, dass mich alle in der Abteilung unsymphatisch finden usw. Das volle Programm....
Ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe... Hab die ganze Nacht geheult.
Am nächsten Tag - ich hab schwer überlegt, ob ich überhaupt zur Arbeit gehen soll, spricht mich einer der Mittagspausen-Kollegen vom Tag vorher an und fragt, ob DER Kollege sich gestern in dem Vier-Augen-Gespräch bei mir entschuldigt hat!!!! Ich "Wieso?" - und er erzählt dann, dass sie in der Mittagspause DEM Kollegen gesagt haben, dass er einen Gang runterschalten, nicht so gemein zu mir sein und sich entschuldigen soll. Auch der zweite Mittagspausenkollege hat das bestätigt.
Seitdem ist ER bei mir natürlich völlig unten durch.
Ich könnte mindestens noch ein Dutzend ähnlicher Vorfälle aufzählen bei denen er gelogen hat, um selbst besser da zu stehen, um mich als inkompetent darzustellen usw.
Er hält sich auch nicht an die Arbeitszeiten, muss andauernd schnell was erledigen. Ein Kollege im Großraumbbüro spricht überhaupt nicht mehr mit ihm, einmal in der Pause bin ich von jemandem aus der Firma angesprochen worden, dass ich doch mit DEM in der Abteilung arbeite "Herzliches Beileid" usw. En anderer hat mich mal auf dem Flur gefragt "Ist eure Teilzeitkraft noch da?".
Mir gings zwischenzeitlich richtig schlecht- hatte Neurodermitis, Schlafstörungen usw. Ich möchte mich von so einem A******** aber auch nicht unterkriegen lassen. Und ich liebe die Arbeit, die ich mache! Ich guck schon seit mehr als einem Jahr regelmäßig Stellenanzeigen. Aber mein Bereich ist leider nicht sehr gefragt und in der Region in der ich wohne gab's bisher gar nichts...
Inzwischen sind wir 4 Personen in der Abteilung, deshalb ist das mit dem Mobbing besser geworden.
Die "Aber ich finde..."-Diskussionen leider nicht. Ich hab inzwischen auch leider keine Geduld mehr und raste ebenfalls direkt aus. Abgesehen davon, dass mir schon am Tag vorher schlecht ist, wenn ich weiss, dass ich was von IHM korrigieren muss.
Diese Woche war's dann wieder soweit - 2x. Natürlich wieder das gleiche Lied "Aber ich finde", "Wenn ich's google"...
Er hält sich auch an keinerlei Vereinbarungen, schon seit mehren Jahren haben wir Richtlinien zur Formatierung, ein paar verbotene Wörter usw. Wenn so was nicht stimmt, behautet er standardmäßig, dass er davon nichts gewusst hat oder Ähnliches.
Bei Diskussion 1 gings nur um Rechtschreibung. Da hatte er z.B. an einer einzigen Stelle einer Tabelle klein. Könnt ihr euch vorstellen, dass man darüber eine halbe Stunde diskutieren muss? Dass das überhaupt eine Diskussion wert ist? Irgendwann hat ER dann behauptet, dass ICH gesagt hätte, dass er das so schreiben soll (LÜGE!) und das er das im gesamten Dokument so gemacht hätte (offensichtliche LÜGE!).
Bei Diskussion 2 ist mir zufällig aufgefallen, dass das was er geschrieben hat auch inhaltlich vollkommen falsch ist. Dabei wär's eigentlich eine einfache Copy-Paste-Sache + aufmerksames Lesen gewesen.
Wie gesagt, keine Geduld mehr - ich bin leider in beiden Fällen ziemlich patzig geworden - nicht beleidigend (so dass ich mich auch noch bei ihm entschuldigen müsste) - aber auch nicht sachlich geblieben und habe den Raum verlassen.
Im Anschluss daran, hat unser Teamleiter, den ich wirklich sehr gerne mag und zusammenarbeite, der mit am Tisch sitzt und das alles live mitgekriegt hat - auch die offensichtliche LÜGE uns beide in ein Räumchen gerufen und MIR gesagt, dass ich ein bisschen zurückfahren soll.
Das ich mich patzig verhalten habe ist mir klar. Aber das ... dass nix auf die Reihe kriegt, sich an keine Regeln hält und offensichtlich LÜGT , kriegt KEINEN drauf? Ich weiß nicht ob ich heulen oder schreien soll. Ich bin auf jeden Fall wahnsinnig enttäuscht. Unser Teamleiter versucht immer zwischen uns zu vermitteln, wohl auch weil er die ganzen Mobbinggeschichten nicht kennt. Ich finde aber, dass ich ihm das auch nicht mehr erzählen kann (zu lange her).
Ich glaube auch nicht, dass die Diskussionen usw an mir liegen. Ich versteh mich mit allen im Büro sehr gut. Wenn so ne Diskussion war, ist es oft so, dass die Kollegen mir im Vorbeigehen Schoki an den Platz legen oder demonstrativ kommen und nachfragen, wie man was schreibt oder wie man was am Besten formuliert... Ist generell so
Diese Woche war's auch so, dass - als ich aus dem Büro rausgestürmt war - 2 Kollegen da standen, sich halb schief gelacht haben und beide meinten, dass sie die Regel verstanden hätten, die ich ungefähr 1000 Mal auf auf die Aussage "Aber ich finde..." aufgesagt hätte.
Was meint Ihr? Habt Ihr Ratschläge, Vorschläge, Tipps oder vielleicht sogar mal was Ähnliches erlebt?
Vielen Dank fürs Lesen. Falls Ihr Euch wundert - im Sinne von: Sie schreibt , dass sie lektoriert, aber macht selbst so viele Fehler?!? Meine Entschuldigung: ich hab schon ne Flasche Wein intus.