Hallo zusammen,
zu meiner Situation: ich bin im Juli mit meinem Freund zusammengezogen. Nach etwas mehr als einem Jahr Fernbeziehung (nur 130 km) und einigen Monaten Überlegungen, sind wir in eine Kleinstadt zwischen unseren Wohnorten gezogen. Mir ist es sehr schwer gefallen, aus meiner Heimatstadt wegzuziehen, weg von meinen Freunden und "meinem Leben". Trotzdem habe ich es gemacht, weil ich meinen Freund wahnsinning liebe, wir beide schon Anfang 30 sind und in der Beziehung auch irgendwie "weiterkommen" wollte, seine Nähe öfter genießen, als nur am Wochenende.
Aktuell pendelt er 35 Minuten zur Arbeit, ich ca. eine Stunde, mal fünf Minuten weniger, mal auch 15 Minuten mehr, so dass ich manchmal über zwei Stunden am Tag im Auto sitze. Vor dem Umzug bin ich auch schon 35 Minuten je Weg gefahren - ich wusste zwar, dass es anstrengend wird, aber für zwei Jahre machbar. Da ich oft im Stau stehe und wir beide auch am Wochende oft zu unseren Freunden fahren (was ja auch wieder mind. eine Stunde je Weg ist), ist schon echt viel. Er ist Lehrer und fährt daher zu etwas besseren Zeiten, ohne Baustellen und Stau. Selbst bei ihm habe ich manchmal das Gefühl, dass es hm zu viel ist. Aber er kann dann nachmittags schon etwas runterkommen. Wir gehen beide um 6.30 Uhr aus dem Haus, ich bin dann gegen 18.15 Uhr zu Hause, +/1 Im Vgl. zu Kollegen gehe ich super früh, arbeite in einem großen Konzern. Bin meistens um 16.45 oder 17.00 Uhr weg, damit ich wenigstens noch etwas vom Abend habe. Abends bin ich jedoch meist platt. Zwinge mich dann noch zum Sport, aber da ich (schon mehrere Jahre) Probleme mit Mirgäne habe, ist es dann spätestens nach der Autofahrt so übel, dass ich fast nichts mehr machen kann.
Ich merke, dass mir die Belastungen zu groß werden, obwohl ich es nicht will und mich wirklich oft zusammenreiße. Ich bin sehr dünnhäutig geworden, meine Migräne ist deutlich schlimmer geworden, oft gereizt und traurig. Ich bereue sehr, dass ich nicht "einfach" zu ihm gezogen bin, er hing auch sehr an seiner Wohnung und es hätte ihn sehr glücklich gemacht. Ich habe ca. 25 Bwerbungen geschrieben, jedoch nur eine ernsthafte Möglichkeit gehabt. Hier habe ich mich nicht getraut, da ich zu Jahresbeginn noch nichtmal ein Jahr bei meinem jetztigen Arbeitgeber war und Chancen nicht verbauen wollte. Sonst nur Absagen und denke jetzt wird es nicht leichter. Ich habe BWL studiert, mit Schwerpunkt Personalmanagement, arbeite jetzt als Assistentin der Geschäftsführung, bei der ich auch einige Randthemen aus dem Personalmanagement übernommen habe, bin unter anderen Ausbilderin. Plane auch ganz viele Events für die Mitarbeiter, was echt toll ist. Trotzdem quäle ich mich oft durch den Tag, ich bin nachmittags manchmal so erschöpft, dass ich es gar nicht mehr schaffe, mich auch nur halbwegs zu konzentrieren. Ich kann viel mehr, als ich derzeit zeige/mache. Ich kanns nur derzeit nicht besser. Manchmal mag ich den Job, dann verfluche ich ihn, weil so viel für mich nicht passt. Mir ist jedoch noch nicht ganz klar, ob es die Randbedingungen sind (Entfernung, nicht entsprechend dem Studium), warum ich den Job dann so negativ sehe (habe innerlich wohl schon gekündigt) oder der Job selbst. Manchmal, eigentlich inzwischen oft, geht es so weit, dass ich denke, das falsche studiert zu haben. Bis ich ganz blöd in die Ausbildung zur Bürokauffrau "gerutscht" bin, war immer klar, dass ich ins Gesundheitswesen möchte, etwas sinnvolles tun. Mich ekelt das mittlerweile alles so extrem an: das ganze Getue, dieses Arsch aufreißen, nur um reiche Menschen noch reicher zu machen, MA so zu beeinflussen, dass sie noch besser, schneller,... werden. So bin ich nicht, so will ich nicht sein. Klingt blöd, denke daher ganz oft selbst: du warst und bist alt genug, du hast die Entscheidungen getroffen, jetzt musst du auch mit den Konsequenzen leben. Wollte immer ins Gesundheitswesen, deswegen habe ich ursprünglich auch mal den Weg eingeschlagen und Fachabi in dem Bereich. Bin manchmal so tief frustriert, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich tun soll. Mein Freund hat seine Wohnung für mich aufgegeben und fährt nun ja auch weiter, 35 anstatt 20 Minuten. Ich fühle mich SO schlecht.
Hinzu kommt (das hatte ich auch immer im Kopf, wohl auch einer der Gründe, warum ich mich fürs Pendeln entschieden habe), dass wir beide in zwei Jahren zurück in meine alte Heimat wollen, das stand schon immer fest. Da er jedoch seine Klasse noch zu Ende begleiten möchte, geht es erst in zwei Jahren mit der Versetzung. Also eine Stelle bekommen würde er sofort, sein Antrag (war nur theoretisch) wurde sogar genehmigt, er hätte jetzt im Sommer wechseln können, wollte es aber nicht. Selbst wenn ich jetzt eine Stelle finden würde, hätte das zur Folge, dass ich in zwei Jahren wieder einen neuen Job wechseln müsste. Denn es käme definitiv nur eine Stelle mit max. 30 min Fahrtzeit je Strecke in Frage, das hatte ich früher ja auch schon und ist völlig ok.
Das alles klingt nach Luxusproblemen, aber mir gehts wirklich schlecht, psychisch und langsam auch körperlich. Ich habe manchmal sogar Angst, dass diese Belastungen meine Beziehungen irgendwann gefährden könnten. Ich möchte nichts überstürzen, aber momentan tendiere ich sogar dazu, eine Stelle bei einer Personalvermittlung anzunehmen, da würde ich höchstwahrscheinlich schnell etwas finden. Das bedeutet vor allem weniger Geld, aber Einsparung von Stress, mehr Zeit, mehr "Ankommen" hier vor Ort (hoffe ich), Einstieg ins Personalwesen..? Dann würde ich zumindest endlich mal richtige Praxis bekommen und so vielleicht eine Stelle darüber langfristig finden in dem Bereich. Und ich könnte herausfinden, ob ich vielleicht doch das richtige studiert habe und es nur wegen der Randbedingungen derzeit so schwarz gesehen habe. Ich würde mich gern weiterbilden, was ich derzeit vergessen kann. Vielleicht könnte ich dann noch irgendwie die Kurve bekommen Richtung Gesundheitswesen... zum Beispiel im betrieblichen Gesundheitsmanagement oder im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Irgendetwas muss passieren, so geht es einfach nicht weiter. Ich habe mich schon an eine Beratung gewand, wo ich aber erst in einem Monat wieder einen Termin habe. Hat jemand einen Tipp für mich?